Kanada
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Ab in die Wildnis im Gros Morne Nationalpark

Nach 380km Anfahrt und einer Pizza zur Wegzerrung landete ich Dienstagabend wieder im Gros Morne Nationalpark. Ich blieb an der Westküste Neufundlands vier Tage zum wandern.

Tag 1 – Trout River Pond

Am Morgen wurde das Wetter besser und ich beschloss eine Wanderung entlang des Trout River Pond zu unternehmen. Der 14km Hike lag in meiner nähe so dauerte die Anfahrt nicht lang.
Der Trail war teils sehr matschig, machte jedoch Spaß, gerade über die kleinen Flüsse von Stein zu Stein zu springen.
Der See trennt die kargen Tablelands auf der linken Seite von den dicht bewaldeten Bergen auf der anderen.
Bis auf ein unzufriedenes Pärchen welches den Fluss nicht überqueren konnte, traf ich keine Menschenseele in den 5h im Valley. Zum Abschluss gab es noch ein Dinner am See.

Am Abend im Campground traf ich Marry, Sie war mit ihrem Bike von Indianapolis über Nova Scotia nach St. Johns an das letze Ende Neufundlands gefahren. Sie war gerade nach zwei Monaten auf dem Rückweg über Labrador (!) in die USA. Ich war sehr beeindruckt, denn den Mumm inkl. Wildcamping hatte ich nicht. Auto ist Luxus.

Ich entschied mich am nächsten Morgen eine geführte Tour mitzugehen, um ein wenig über die Geologie und Vegetation der ziemlich untypischen Tablelands zu erfahren. Die klare Nacht öffnete die Sicht auf einen wunderschönen Sternenhimmel. Die geringe Lichtverschmutzung im Park macht es möglich.

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Tag 2 – Einmal Mars und zurück

Auf Work and Travel zu den Tablelands, nicht mit Twerk and Travel zum Tabledance, wie einige wieder gern lesen wollen. So schloss ich mich am Morgen der betagten Wandergruppe an. Alle begrüßen mich freundlich, da ich wahrscheinlich als letzte Bastion einer längst verlorenen Generation gesehen werde. Dabei war ich es nicht, der für die Fotos den Selfiestick zog.
Während uns erklärt wurde wie die fleischfressende Maskottchen-Pflanze Neufundlands (Rote Schlauchpflanze) ihre Fliegen fängt, fragte ich mich was ich eigentlich mal machen werde wenn ich alt bin, wenn ich jetzt schon an solchen Touren teilnehme. Vielleicht wie früher wieder wirre Geschichten spinnen, an der Hand gehen und rumjammern. Lasst das mal wirken.

Der nährstoffarme Boden und die harten Wetterbedingungen dieser Region verursacht besondere Anpassungsmaßnahmen der lokalen Pflanzen. Dies kann man sehen (oder auch nicht sehen) an dem Stamm eines 124 Jahre alten Junipers, welcher nur sehr feine Jahresringe ausbildet.

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Nach der kurzen zweistündigen geführten Tour zum Aussichtspunkt in das Tal der Tablelands, fühlte ich mich angespornt von kleinen laufenden Punkten am Ende des Tales, auch am Wasserfall hochzusteigen. Ich fand eine Wegbeschreibung im Netz und machte mich auf den Weg und verließ den Pfad. Die ockergelbe marsähnliche Landschaft war ein einziges Geröllfeld, und es ließ sich nur an kleinen aufgestellten Steintürmen eine ungefähre Route lokalisieren. Der Aufstieg war anstrengend aber belohnte mit einer einzigartigen Aussicht. Und dem Gefühl an einem ganz besonderen Ort zu sein. Nur an wenigen Stellen auf der Erde, wurde Gestein des hunderte Kilometer tief legenden Erdmantels bis an die Oberfläche geschoben. Als ich oben saß und die Aussicht genoss, ging mir das Lied von Friedemann durch den Kopf „… Wenn du hast was du brauchst, was fehlt dir?… „. Vielleicht rennen wir immer den falschen Idealen hinterher. Auf der Suche nach Glück, Zufriedenheit gefunden.

Wo gestern noch Wolkenschwaden standen, stand ich nun an den 200m hohen Klippen von Tatooine. Der triste Rückweg auf der kargen Hochebene war nicht einfach, ich verlief mich öfters, stand auf der Falschen Seite des Flusses oder vor zu steilen Vorsprüngen, bis ich den Hang gefunden habe der zurück zu Parkplatz führte. Das war ein richtiges Abenteuer, die Bewerbung zur Marsmission ist raus.

Ich gönnte mir einen Espresso am Parkplatz und machte mich auf in den Norden des Nationalparks. Es lagen 80km schönste Straßen bei Sonnenuntergang vor mir.

Musik: Stop Bajon (Primavera) - gecovert von Dub Spencer and Trance Hill

Dort angekommen suchte ich mir den „Lobster Cove Head“ Leuchtturm für das Abendbrot, einer kleinen Fotosession und schlussendlich zur Übernachtung.

Tag 3 – Amsee, imsee und umseeherum

Am nächsten Tag startete ich bei sonnigem Wetter zu einem 14km Wanderweg an den berühmten Western Brook Pond mit seinen teils 600m hohen, von Gletschern geformten Schluchten. Warum der zweite Teil des Trails als schwarz/difficult gekennzeichnet war, durfte ich vor Ort feststellen. Schlecht informiert, sagte meine innere Stimme, als ich nach einer Stunde vor einem 20m bereiten Fluss stand. Keine Brücke weit und breit und das Hinweisschild deutete nochmal darauf hin was ich nicht für wahr haben wollte, Flussüberquerung. Umdrehen ist keine Lösung, also habe ich mir die Schuhe an den Rucksack gebunden Hose hochgekrempelt und einen Versuch gewagt. Das eisige Wasser war nur Nebensache bei der Strömung die mir die Beine wegzog. Ich machte mir Sorgen um die Kamera. Also wieder raus, stabilen Stock gesucht und nochmal rein. Kurz vor der kritischen Grenze auf Hüfthöhe erreichte ich die hälfte des Flusses und es wurde trotzdem immer tiefer. Die Hosen waren nass, und ich ging nun flussaufwärts schön langsam Schritt für Schritt bis es Richtung See ein wenig flacher wurde, die Strömung nachließ und ich den Rest durchqueren konnte.
Fürs Erste glücklich und frisch durchblutet ging ich weiter bis zum Fuße der Western Brook Schlucht. Der Trail hatte es in sich, sumpfige seeartige Pfützen, vereinzelt gespickt mit Wurzeln oder abgestorbenem Holz als Hilfsstege. Knietiefer Matsch und völlig zugewachsenes Unterholz. Ich kam mir hier teilweise vor wie auf Takeshi’s Castle. Jedoch gab es auch schöne Strandwege am See. Am Ziel traf ich auf vier weitere wagemutige Show-Teilnehmer welche dort jedoch zum Campen blieben. Schade, schlecht informiert dachte ich mir wieder. So hätte ich mir die zweite Flussüberquerung wenigstens auf Morgen verschieben können. Nix da, einzig positiv war die kostenlose Wäsche nach dem dreckigen Rückweg. Ausser Elchspuren am Stand, traf ich nur auf einen kleinen Meister Nadelöhr am Ende des Tages.

Aufgrund der hohen Entfernung entschied ich mich am nächsten Tag nicht nach L’eanse aux Meadows zu der Ausgrabungstätte des alten Vikingerdorfes zu fahren. Es ging direkt zur Fähre.

5 Kommentare

  1. Mama sagt:

    Du hast ein Talent für das Fotografieren und Schreiben, ich bin begeistert. LG von deiner Mum.?

  2. Lucas sagt:

    Hey Flo! AMOK! Mega geil! Ich kann mich der Meinung deiner Mum nur anschließen! Vielleicht solltest du einen Travel-Guide gründen!

  3. Tante Judith sagt:

    Ich finde deine Kommentareb köstlich ? du solltest das ausbauen. Bin gespannt auf die Fortsetzung. Tante Judith

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