Kanada
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Aufstieg zum Sunwapta Peak

Am Sonntag ging es für mich auf meinen ersten 3000er in den Rocky Mountains. Wir entschieden uns schon letzte Woche den Gipfel zu besteigen als wir ihn am Ende der Valley des Wilcox Passes herausragen sahen.

Sunwapta Peak (3315m), 1751m Elevation Gain, Icefield Parkway – Alberta, 29.07.2018

Der Sunwapta Peak, benannt nach dem indianischen Begriff „reißender Fluss“ war vor einer Woche noch leicht mit Schnee bedeckt, offenbarte uns jedoch an diesem Tag einen schneefreien Aufstieg bis auf einige Reste am Gipfel, welche wohlmöglich das ganze Jahr dort verweilen.

Margotte, Eric und Ich machten uns am Vormittag auf die einstündige Fahrt bis zum Fuße des Berges am Highway 93A des Icefield Parkways. Wir starteten wiedereinmal recht spät und die Sonne brutzelte schon am start heftig ein. Wir legten Margottes Zombie Sonnencreme auf und starten fröhlich die Suche nach dem Eingang des Wanderweges. Gekennzeichnet mit ein paar kleinen Steintürmen und Farbbändchen an den Bäumen konnten wir nach leichter verzögerung in den Trail starten. Der Aufstieg bis zur Baumgrenze war steil und anstrengend. Der Wald gönnte uns noch ein wenig Schatten bevor wir das Geröllfeld erreichten, legte uns jedoch auch haufenweise Bäume in den Weg, welche beim überqueren zwar extra Kraft raubten aber auch angenehme Raststätten bildeten. In dem urigen und natürlichen Wald trafen wir nur ein niedliches Eichhörnchen, welches uns von seiner Futterstelle vertreiben wollte. Wir ließen uns nicht beeindrucken.

Nach überqueren der Baumgrenze wurde uns das Ausmaß des Geröllfeldes welches ca. 2/3 des Berges ausmachte bewusst. Die Wegfindung erfolgte durch Steinturm Markierungen, egal wie es gab kein richtig oder falsch nur noch Bergauf und eine ungefähre richtung zur Ridge. Wir durchquerten unterschiedliche Felder von Gesteinsarten, Geröllgrößen und Anstiegswinkel. Manchmal war der Kies unter den Füßen wie durch Schnee zu stapfen und raubte unmengen an Kraft und an anderer Stelle konnten wir über große feste Steine steigen bzw. balancieren. Jeder hatte sein Tempo und einige male verloren wir uns und uns gegenseitig beim inspizieren der Steine auf unserem Weg. Wir trafen auf Fossilien, Rauchquarz und Pyrit sowie tonartigen versteinerten Meeresboden. Es war eine geologische Odysee. Leider lag heute starker Dunst in der Luft welcher die Aussicht auf die umliegenden Berge stark verschlechterte. Wir nehmen an es ist Qualm der durch den Wind von Britisch Kulumbien durch die Täler getragen wird.

Hunderte Schweißperlen später am Grat des Sunwaptas angekommen durften wir den ersten Blick auf die andere Seite des Berges erspähen. Wir befanden uns nun schon auf 3000 m und ein mehrere hundert Meter tiefer Abgrund eröffnete sich vor uns bis ins Tal mit einem kleinen türkisblauen See. Diese Momente rauben mir meist den Atem vor überwältigung. Bergketten verschiedenster Farben aufgerichtet wie Meereswellen durch die kräfte der Plattentektonik und verlassene Täler lagen vor unserem Auge. Tangle Ridge mit seinem Microwald und Wasserfall auf einer Hochebene sowie kilometerlange Gletscherschürfungen an den Füßen der umliegenden Berge. Man könnte hier oben Tage verbringen und die Landschaft studieren.

Nun waren es nur noch einige hundert Meter bis zum Gipfel. Wir stiegen Entlang des Grates auf und erreichten nach 5 Stunden hartem Kampf den Gipfel. Die Aussicht war trotz des Dunstes wunderschön. Noch nie konnte ich so weit auf das Columbia Icefield blicken, der größte Gletscher Nordamerikas welcher sich dennoch höher als wir befindet. Auf der Schattenseite des Berges direkt an der Steilwand konnten wir sogar noch Reste des ehemals riesigen Gletschers entdecken. In dem Steinturm fanden wir ein Gipfelbuch in das wir uns stolz eintrugen bevor wir unser wohlverdientes Bier öffneten und unseren Erfolg begossen. Wir machten einige Fotos, aßen unser Proviant und begutachteten die Aussicht.

Nach einer Stunde des verweilens und mit untergehender Sonne machten wir uns schnurstracks auf den Abstieg welcher schneller möglich war als wir dachten. Mit großen Schritten rutschten wir durch den Kies ich kam mir vor wie ein Gigant aus dem Neil Young Song. Es artete bald zu einem Wettlauf aus und wir sprangen über die Steine mit 360 Spins und Grabs in den weichen Kies der durch den starken Winkel nachgab wie Schnee. Die Schuhe füllten sich mit Steinen der Weg durch das Geröll wurde anstrengender. Nach gut eineinhalb Stunden erreichten wir wieder die Baumgrenze und leerten ersteinmal die Schuhe aus. Wir schlängelten uns wieder durch Den Wald entlang des schwachen Flusslaufes bis in das Tal und erreichten unser Auto um 9:30pm bei tief stehendem Abendrot. Wir glühten noch von der riesen Ladung Sonnenschein und kühlten uns im Athabasca River mit frischem eisigen Gletscherwasser die Füße, bis wir wieder zurück nach Jasper und der laut rufenden Bar aufbrachen. Es war ein tolles Abenteuer.

2 Kommentare

  1. Schölzel Ursula sagt:

    Toll, der Aufstieg und deine Erlebnisse. Manche Fotos kommen mir recht bekannt vor. Der große Fluss müsste doch der Athabasca River sein. Haben die Bergwelt und die Aussichten vom Wapiti/Whistlers Mountain bewundert.Waren per Lift dort oben. Warst du schon auf den Mt.Edith Dazu ein Foto wieviel Eis es noch vor 20 Jahren gab. Grüße aus Demitz

    • Harriz sagt:

      Hallo. Das denke ich auch, nur das damals noch alles schön grün war und nicht so braun und abgestorben wie heute. Edith Cavell ist leider dieses Jahr aufgrund von Baumaßnahmen für alle Besucher geschlossen.

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