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Halifax und Kejimkujik – Hochhäuser treffen auf Wigwam

Ich blieb eine weitere Woche in Nova Scotia und erkundete am Wochenende Halifax, die Hauptstadt der Provinz. Nach dem Wochenende fuhr ich für zwei Tage in den Kejimkujik Nationalpark mit seiner schönen Seenlandschaft. Aufgrund eines Hurricane Ausläufers, kam so schlechtes Wetter aus Richtung des Atlantiks, dass ich weiter reiste.

Punkrock, Kanonen und Comic-Helden

Ich fühlte mich wie ein Bewohner des Filmes „The Village“ als ich nach drei Wochen karger Zivilisation wieder in einer Stadt stand. Eine richtige Stadt mit Hochhäusern und großer Brücke, vielen Menschen und endlich mal Farbe an der Wand.
Ich machte halt am Rande der Stadt und erkundete weiter zu Fuß. Auf meinem Weg in das Zentrum lag die Zitadelle, eine steinerne Festung auf dem Hügel der City. Der vierte Bau seit 1749. Errichtet von den Briten um die Stadt vor den Franzosen, den Amerikanern, den Indianern, den Piraten, vor einfach Allem zu schützen. Die aktuelle sternförmige Bastion wurde 1856 fertig gestellt, es ist ein Bollwerk voll mit Artillerie, wurde jedoch nie angegriffen. Seit 1956 dient es als Museum, besetzt mit Soldaten in traditionsvoller Uniform.

In Downtown angekommen ging es dann um die Kriege von heute, die sich hauptsächlich durch das flimmern des Kinoprojektors auf der Leinwand abspielen. An diesem Wochenende war die „HalCon“ und ich hatte meinen Spaß mit mehr oder minder gut verkleideten Helden jeglicher Comic Herkunft. Ich machte kurz Bekanntschaft mit den Avengers und kümmerte mich dann um meinen eigenen Überlebenskampf, der in meinem leeren Magen stattfand.

HalCon Avengers

Meine Rettung war der Held eines Fastfood-Ladens der mir einen Donair (mit Saitan) zubereitete, das Wahrzeichen von – und erfunden in – Halifax. Original ein abgewandelter Döner mit Beef, Salat statt Kraut und anderer Sauce in einer Weizenteig-Rolle. Kann man essen.

Es ist eine schöne Stadt mit steilen Straßen, einem Hafenviertel, Parks, Graffiti und sogar Subkultur. So fand ich mich am Abend noch zu einem Konzert der Ripcordz und Monoxides in einem Pub ein. War ne gute Mischung aus oldschool Punk und Rock n Roll. Endlich mal wieder Krach, das hatte mir gefehlt.

Übernächtigt und umnebelt, die Stadt zeigte Wirkung

Das übernachten in der Stadt ist nicht so entspannt, ich wechselte zwischen Walmart und kostenfreien Parkplätzen am Park. Ernährung ist auch eher kostenintensiv, dafür gibt es überall WLAN.
Auch am zweiten Tag streifte ich durch die Küstenstadt und sammelte Eindrücke. Es ist schon sehr bizarr, wenn am hellerlichten Tag eine Nebelfront aufzieht und alle Gebäude oberhalb des sechsten Stockes abschneidet. So ist das hier. Ich verlor zwischendurch die Sucherabdeckung der Kamera und fand sie sogar nach gleichem Weg zurück Auf der Straße wieder. Eine schöne Odyssee durch die Stadt. Am Abend im Hafenviertel traf ich fischende Pärchen die verzweifelt versuchten den Haken wieder frei zu bekommen, lazy Straßenlampen, hochgelegte Häuser auf Stelzen und zufällig eine Bekanntschaft mit denen ich schon in der Distillerie war.

Einige Guiness schlürfte ich Abends im Pub bei der „Open Mic Night“ mit offenem Mikrophon, Gitarre und E-Drums. Zu späterer Zeit war ich dann für zwei Songs der Schlagzeuger der Red Hot Chili Peppers und der Beatles. Nachdem ich aber schön den 4/4 Pogo-Beat bei irgend einem Beatles Swing-Klassiker aufegelegt hatte wurde ich wieder an den Tresen befördert.
Auf dem Heimweg hüllte mich wieder der Nebel ein und legte die leeren aber hell beleuchteten Straßen in eine mystische Stimmung und unheimlicher stille. Grandios. Ich mag Nebel.

Mit dem Kajak durch ewige Jagdgründe

Ich machte mich am nächsten Tag auf zum Kejimkujik Nationalpark im Südzipfel der Provinz Nova Scotia.

In der Nacht angekommen, zeigte sich mir ein klar funkelnder Sternenhimmel am Firmament. Kein Mond nur die Milchstraße. Ich versuchte ein weiteres mal diesen Moment festzuhalten. Leider war ich umzingelt von Bäumen, welche mir keinen Blick in die weite gewährten.

Der Park selbst hat sich das Erbe der Mi’kmaq auf die Fahne geschrieben. Es ist das indigene Volk welches an dem Ort seit tausenden Jahren lebte und die vielen Seen der Region mittels Kanus durchquerte. Im Visitorcenter gab es die  handwerklich hohe Kunst der typischen Kanus in Nachbauten zu betrachten und viel zu der Geschichte des Volkes.
Ich tat es den Indianern gleich und paddelte am nächsten Tag mit dem Kajak über den Kejimkujik See. Bei Gegenwind und Wellen war es nicht einfach die Richtung zu behalten. Orientiert wurde sich per Bojen. Ich umschipperte einige Inseln auf denen man Backcountry campen konnte bis auf die andere Seite des Sees für ein kleines Picknick. Nach meiner Rückkehr fünf Stunden später, war ich ziemlich ausgelaugt, die Sonne und die Entfernung hatte ich doch etwas unterschätzt. Ich sprang danach direkt in den lauwarmen See und machte Abendbrot bei Sonnenuntergang. Die für den Park berühmten kleinen Schildkröten habe ich leider nicht gesehen.

Da mich der Parkranger vor einem drohenden Tropensturm in der kommenden Nacht warnte, fuhr ich direkt zurück nach Halifax um nicht die Nacht im Wald verbringen zu müssen. Ich übernachtete in der Stadt. Das schlechte Wetter am Morgen überzeugte mich direkt weiter zu fahren nach Charlottetown auf Prince Edward Island (PEI). Im Norden von Nova Scotia wurde das Wetter besser. Die Provinz beschenkte mich mit einem grandiosen Sonnenuntergang über typischem flachen Farmland bevor ich Sie verließ. Fliegen und Mücken glitzerten im goldenen Licht, Schatten streckten sich hunderte Meter weit, es war ein magischer Abschied.

Für mich ging es am Abend direkt weiter auf die Insel, zu lesen im nächsten Artikel.

2 Kommentare

  1. ursula schöelzel sagt:

    Juhu, Harriz hat wieder einen tollen und interessanten Reisebericht geschickt,
    Danke Flo . Habe eine schöne Zeit und halte die Augen und Ohren offen, wir wollen
    noch viel von Dir hören. Sei lieb gegrüßt von Oma und Opa aus Demitz

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