Kanada
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Meine Reise nach Kanada

Veröffentlicht am: 13. Oktober 2020

Ich habe mich getraut und bin los geflogen, in ein anderes Land auf einen neuen Kontinent. Nach langwierigen Vorbereitungen bekam ich das Einreisevisum für Kanada. Spontan entschied ich mich an den östlichsten Punkt dieses riesigen Landes zu fliegen und von da aus meine Reise zu beginnen.

Die Vorbereitungen

Wie kam ich eigentlich auf die Idee mich auf diese Reise zu begeben? In meiner Wohngemeinschaft auf der Mohnstraße lernte ich Fraense kennen die mir von Ihrer Work & Travel Erfahrung in Kanada berichtete. Ich war total begeistert von den Fotos und Berichten und hatte schon lang vor ein anderes Land in Zukunft zu bereisen. Nach diesen Berichten war für mich klar das es Kanada werden wird. So habe ich mich für das auf 3500 Personen beschränkte Visum im Frühjahr 2017, umfangreich Beworben und bekam recht plötzlich und unverhofft die Bestätigung meines Visas am 01. März 2017 ausgehändigt. Mit dieser Bestätigung hatte ich nun ein Jahr zeit in das Land einzureisen. Ich benachrichtigte meine Familie und setzte mir die Deadline für das Jahr 2017. Ich kündigte meinen Job, schnell verging der letzte Sommer in Dresden und es wurde Zeit diese Reise für mich anzutreten. Wer mich kennt, weiß das ich solche Angelegenheiten meist auf dem letzten Drücker erledige. Ich kümmerte mich um einen Nachmieter, kündigte meine Krankenversicherung und setzte alle Verbindlichkeiten in Deutschland auf Eis. Ich versuchte mir ein Bild von meiner Reise im vorhinein zu machen und hatte als Ziel im Winter in den Rocky Mountains auf dem Snowboard zu stehen, doch wo sollte ich meine Reise beginnen? Für mich stand fest so viel wie möglich in dieser kurzen Zeit von einem Jahr in diesem Land zu sehen. Ich entschied mich also Spontan den östlichsten und in der kürzesten Zeit erreichbaren Flughafen in St. John’s (YYT) als Startpunkt auszuwählen. Das bedeutet zwar die größte Entfernung zu den Rocky Mountains an der Westküste des Landes, jedoch hatte ich mir vorgenommen auf irgendeiner Art den Kontinent zu durchqueren. Ich buchte also kurzfristig einen günstigen Hinflug nach St. John’s, und mit kurzfristig meine ich einen Monat vorher. Die Zeit verging schnell und der Auszug aus meinem WG Zimmer geschah am Wochenende vor dem 04.08.2017, den Tag meines Abfluges. Aufgrund von Komplikationen mit meinem Rücken halfen mir zum Dank meine Mum und Lutz bei dem Umzug den Ich allein nicht hätte Stämmen können. Ich war nun in Schmölln in meinem Jugendzimmer und packte meine Sachen mit notwendigen Dingen die ich für ein Jahr brauchte. Ich glaube ich habe mich so vorbereitet als würde ich von dem Flughafen eine Wanderung quer durch das Land vornehmen. Meine Kraxe bot genug Platz für zwei Hosen, paar Shirts, meinem verdammt schweren und alten Laptop (Windows Vista) , Kamera, Stativ und Equipment, Gaskocher, Gas, Plastebesteck und Kochtöpfe, Waschtasche, Isomatte und Schlafsack, ein gesamtes Zelt sowie Wander- und Laufschuhe. Nicht zu vergessen das Survival-Equipment von Lilli und das neue Leatherman welches ich zum Geburtstag bekommen habe. Ich hatte sogar noch Platz für so Dinge wie eine Kaffeetasse, ergonomische Schuheinlagen, Hüftgurt, die Minirig Bluetooth Box, Kompressionsgurte und ein großes buntes Buch über die Bedienung meiner Kamera und noch andere Bücher. Völlig unverständlich wieso ich so ein Zeug überhaupt mitgenommen, und auch noch geschleppt habe. Wo wollte ich damit hin?

Die Anreise

Die letzten Tage mit meinen Freunden wurden noch ausgiebig auf Festivals gefeiert und schon stand der Abschied an. Mein Flug ging am 04. August in Berlin mit Übernachtung in Dublin nach St. Johns. Mein Freund Eddy und meine Mum fuhren mich nach Berlin zum Flughafen. Dort verabschiedeten wir uns und ich machte mich mit meinem Gepäck auf die Suche nach meinem Terminal. Das zweite mal in meinem Leben auf einem Flughafen, kämpfte ich mich durch Berlin-Tegel und wartete bis endlich am späten Abend ca. 22:00 mein Flieger via Air Lingus nach Dublin ging. Sehr aufregende Geschichte.

Nun flog ich in tiefschwarzer Nacht und konnte am Boden die Städte schimmern sehen. Ich landete unversehrt nach drei Stunden knapp nach Mitternacht in Dublin und musste warten bis mein nächster Flug mit Westjet nach St. Johns am Morgen 8:30 abging. Ich holte mir ein Bier, die erste Etappe war geschafft und ich sichtlich erleichtert. Das Käsebrot welches ich mir vorher geschmiert hatte, überlebte den Flug im Gepäckbereich nur sehr spärlich…. verklebter Käse nahm mit dem Brot eine eigenartige Konsistenz an. Sichtlich geschafft von dem Tag, musste ich mir nun irgendeine Übernachtungsmöglichkeit schaffen. Ich bemerkte daraufhin das ich mit meinem Müdigkeitsproblem bei dem sleep-over im Flughafen nicht allein war. Alle Sessel im Wartebereich waren besetzt von reisenden Mitleidenden, jeder einzelne Zentimeter Rand der großen Halle war belegt mit schlafenden Personen und ich sah keine freie Stelle. Es türmten sich Berge von Taschen und Rollkoffern an den Rändern zwischen reihaufgefädelten schlummernden Reisenden. Nach langem hin und her laufen ohne die Menschen stören zu wollen fand ich eine Ecke vor einem geschlossenem Café. Ich warf meine zwei Rucksäcke ab und legte mich zur Ruh.
Jedoch sehr früh am Morgen, nach nicht sonderlich gemütlichem und ruhigem Schlaf weckte mich das sich plötzlich öffnende Rolltor des Café’s, welches mich und meine Sachen laut rasselnd in Bewegung setzte. Ich sprang verwirrt auf, die Angestellten des Café’s warfen mir einen verständnisvollen Blick zu, wissend an unser beider Situation nichts ändern zu können. Ich gab meinen Widerständen nach, holte mir einen Kaffee mit Englischem Frühstück und beobachtete wie langsam die Sonne in Irland aufging.
Nachdem ich erfuhr das sich der Flug um 3 Stunden verschiebt, gab ich meine Sachen auf und begab mich nach draußen um bis um 10 Uhr noch bisschen an der frischen Luft sein zu dürfen. Ich konnte nur erahnen wie es hier in Irland ist, die Autos fahren auf der anderen Straßenseite, aber ich möchte in Zukunft mehr von dieser schönen Insel sehen.

Dann wurde es langsam Zeit Europa zu verlassen. Ich war verdammt aufgeregt. Ich konnte schon keinen Iren mehr im Flughafen verstehen, was wird in Neufundland wohl auf mich zu kommen? Der Flieger ging verspätet um 10:00 Uhr bei gutem Wetter ab nach Nordamerika. Nach sechs Stunden Atlantik-Überflug mit der kleinen Boeing 737 landete ich in St. John’s.

Ankunft in St John’s, Neufundland, Kanada

Ich sah aus meinem kleinen Flugzeugfenster von weiten endlich Festland auf mich zu kommen. Ein flaches Stück Insel mit schroffen Klippen und satten grünen Wäldern. Wir drehten eine Showrunde über den Flughafen und landeten erfolgreich an dem kleinen Terminal. Nicht groß und kompliziert der Flughafen, ein gemütlicher kleiner Airport der größten Provinzstadt auf dieser verlassenen Insel. Aber all diese Umstände durfte ich erst später Kennenlernen.
Ich stieg aus dem Flieger und war jetzt schon überwältigt. Es war sonnig draußen, sehr hell, nachmittags im August. Ich weiß nicht ob es an meinem langen Tag und schlechter Nacht lag aber ich verspürte andere Lichtverhältnisse. Es roch anders, ein Geruch den ich noch nicht kannte. Alles war anders, alles war neu. Doch erstmal musste ich durch das Grenzprozedere. Ich war ja nun neuer Gast auf lange Zeit.
Ich musste kurz an der Grenzkontrolle warten und mein Visa vorweisen, dann wurde ich zu einem Customs Officer geschickt um mich persönlich vorzustellen und meine Absichten zu erklären. Nach kurzer Zeit wurde ich hereingebeten. Ich eröffnete das Gespräch mit einem freundlichem „Bonjour“ wie mein Opa es pflegt zu sagen. Da Kanada französisch als zweite Amtssprache führt, wurde ich prompt auf französisch begrüßt und auf alle Regeln und Rechte hingewiesen. Leicht verunsichert musste ich gleich wieder zurück rudern und auf mein Englisch verweisen. Die Grenzbeamtin schmunzelte und erklärte mir den Vorgang nun nochmal auf Englisch. Nach erfolgreichem Gespräch und mithilfe aller meiner geforderten Dokumente erhielt ich meinen Aufenthaltsstatus und Arbeitsberechtigung, bekam meinen Stempel in den Pass und konnte offiziell das Land betreten.

Erleichtert und mit voller Vorfreude gelangte Ich in den kleinen Aufenthaltsbereich des Flughafens und bereitete mich auf meinen weiteren Schritt vor. Das schwere Gepäck machte mir zwar jetzt schon zu schaffen, mein ursprünglich geplantes Ziel war jedoch von dem Flughafen zu meiner gebuchten Airbnb Wohnung zu laufen. Doch erstmal raus an die frische Luft und sich ein Bild des Ganzen machen. Auf dem Flughafenparkplatz bestaunte ich erstmal die breiten Trucks und noch breiteren Straßen, ich war völlig durch den Wind. Meine gedachte Strecke ergab sich als ein schwer begehbarer Highway und eine Stadt war längst nicht in Sicht. Der Flughafen mit dem schönen Namen YYT befand sich 10 Kilometer von meiner Unterkunft entfernt. Es war nun schon 18:00 Uhr und noch zwei Stunden laufen mit 25 Kilogramm auf dem Rücken sah ich nicht mehr schaff bar. Ich fand also ein Taxi welches mich zu meiner Airbnb Unterkunft brachte. Es war gut so, es war und gibt noch genug Abenteuer.

Ich gelangte an das Haus meiner Airbnb Unterkunft, die Ich in der Woche vor meinem Abflug gebucht hatte. An der Tür angekommen begrüßte mich herzlich Adi, ein sportlicher junger Mann, Medizin Student mit bosnischen Wurzeln. Ich fühlte mich sofort gut aufgenommen und freute mich die kommende Woche hier zu verbringen. Er zeigte mir mein Zimmer, gab mir ein IPA (Indian Pale Ale) Bier, gab mir etwas zu Essen und wir redeten bis spät in die Nacht über unsere gemeinsame Herkunft Europa und den Rest der ganzen Welt. Ich war echt geschafft nach der tagelangen Anreise und fiel wie ein Stein in mein neues Queensize Bett. Ich sollte nach den 2 tägigen Anflug sehr lange Ausschlafen. Ich tat es. Ich war Angekommen.

Ich blieb nicht wie ursprünglich geplant eine Woche, sondern einen Monat in der östlichen Provinz St. John’s. Was ich in der Zeit erlebt habe könnt ihr in dem Folgenden Artikel lesen.

1 Kommentare

  1. Mum sagt:

    Das hatte ich alles gar nicht mehr so auf dem Schirm. Es ist immer eine Freude von dir zu lesen. Weiter so !

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